Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede (1979)

Im nachfolgenden Text werden Textauszüge aus Pierre Bourdieus Werk „Die feinen Unterschiede“ zusammengefasst.

In der Einleitung seines Werkes schreibt der französische Soziologe Pierre Bourdieu, dass „auch kulturelle Güter“ einer Wirtschaft unterliegen. Diese Wirtschaft verfügt über eine eigene Logik, nach der Kulturgüter ihre Konsumenten und deren Geschmäcker selbst produzieren. Soziologen versuchen die Bedingungen zu ergründen, die diesem Produktionsprozess zugrunde liegen. Des Weiteren möchten sie verstehen, zu welchen Zeiten und auf welche Arten sich Konsumenten ein bestimmtes Kulturgut angeeignet haben und herausfinden, welche gesellschaftlichen Voraussetzungen für die Aneignung verantwortlich sind. Ob sich ein Mensch ein Kulturgut aneignet oder nicht, hängt eng mit seinem Bildungstand sowie seiner sozialen Herkunft zusammen. Dies bedeutet, dass die Aneignung von Kulturgütern keine „reines Naturerzeugnis“ ist, sondern von der „familialen und schulischen Erziehung“ abhängt, die wiederum von der eigenen sozialen Herkunft beeinflusst wird. Der Geschmack einer Person wird von der sozialen Klasse der sie angehört bedingt. Auch der Aneignungsprozess eines Kulturguts ist von der sozialen Herkunft eines Menschen abhängig (Vgl. S. 304f.).

Im zweiten Textauszug, der mit der Überschrift die „Die Distanz zur Notwendigkeit“ versehen ist, stellt Bourdieu die These auf, dass Menschen mit einem hohen Bildungsgrad ein Werk „unabhängig von seinem Inhalt“ zu würdigen wissen. Einer zweiten These zufolge hängt die ästhetische Einstellung eines Menschen von seinem sozialen Stand ab. Darüber hinaus sind die „materiellen Existenzbedingungen“ eines Menschen dafür verantwortlich, wie er seine ästhetischen Einstellungen anwendet (Vgl. S. 305).

Laut dem französischen Soziologen neigt die ästhetische Einstellung dazu, „Natur wie Funktion des Dargestellten“ zu übergehen. Stattdessen rückt sie die Darstellungsweise und den Stil in den Vordergrund und „bewertet im Vergleich zu anderen Stilen“. Nur wenn wirtschaftliche Zwänge ausgeschlossen sind, können „Formen des Lernens von legitimer Kultur“ erlernt werden. Dabei spielt es keine Rolle ob der Lernort innerhalb der Familie oder Schule ist (Vgl. S. 306).

Um zu belegen, dass Menschen keine angeborene Weltanschauung besitzen, sondern diese erst im Laufe eines Sozialisationsprozesses erworben werden, führt Bourdieu das Beispiel eines Kleinkindes auf, das die Welt als einen magischen Ort wahrnimmt an dem alles möglich ist (Vgl. S. 306).

Literatur: Auszug aus Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt/M.: Suhrkamp 1982, S. 17f., 100-108 u. 110f. [La distinction. Critique sociale du jugement, Paris: Les Édition de minuit 1979, S. I-II, 56-64]. Aus dem Französischen von Bernd Schwibs und Achim Russer.

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